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binn' zwischen Eider und Nord-Ostsee-Kanal

Wenn es dunkel wird, setzt Patrick Goeser seinen Dreispitz auf, nimmt den weiten Umhang, die Kniebundhose aus Leder und verwandelt sich mit Horn und Hellebarde von einem Buchhändler der Gegenwart in einen Nachtwächter aus dem 17. Jahrhundert. 

Der Nachtwächter

Der gebürtige Kölner kam vor 30 Jahren nach Rendsburg und verliebte sich in die zwischen Eider und Nord-Ostsee-Kanal gelegene wasserreiche Stadt. Goeser blieb im Norden von Schleswig-Holstein, arbeitete als Buchhändler und eröffnete 2016 in der Altstadtpassage seine eigene kleine Buchhandlung. Einmal im Monat führt er Besucher als Nachtwächter durch die Stadt. Die Straßen, Plätze und Gassen kennt Goeser inzwischen besser als so mancher Einheimische. Weil sich der studierte Archäologe einerseits für die Geschichte Rendsburgs interessiert und andererseits täglich mit seinem Lastenfahrrad unterwegs ist, um Bücher auszuliefern, weiß er um die schönsten Ecken und die verstecktesten Plätze. Seine Geheimtipps verrät der 54-Jährige gern und zeigt seine Lieblingsorte nicht nur denjenigen, die mit ihm in Dämmerung und Dunkelheit unterwegs sind.

Die große Liebe - der Schlossplatz

Goesers große Liebe teilt er mit vielen Besuchern. Sie gilt dem Schlossplatz. Der ist weder verschwiegen noch versteckt, sondern zentral gelegen und beeindruckend. 2005 wurde der von historischen Häusern eingerahmte Platz, an dessen Stelle sich das 1718 abgerissene Schloss befand, neugestaltet. Der gusseiserne „Gerhardsbrunnen“, gefertigt in der Büdelsdorfer Carlshütte in neogotischem Stil, ist aber an seinem alten Standort von 1881 geblieben. Er erinnert an den Grafen Gerhard III von Schauenburg. Dieser verlieh der verkehrsgünstig an der Eider und dem Ochsenweg, dem Haupthandelsweg nach Dänemark, gelegenem Rendsburg im Jahr 1339 das „Große Stadtprivileg“.

2005 wurde der von historischen Häusern eingerahmte Platz, an dessen Stelle sich das 1718 abgerissene Schloss befand, neugestaltet. Der gusseiserne „Gerhardsbrunnen“, gefertigt in der Büdelsdorfer Carlshütte in neogotischem Stil, ist aber an seinem alten Standort von 1881 geblieben. Er erinnert an den Grafen Gerhard III von Schauenburg. Dieser verlieh der verkehrsgünstig an der Eider und dem Ochsenweg, dem Haupthandelsweg nach Dänemark, gelegenem Rendsburg im Jahr 1339 das „Große Stadtprivileg“.

Die Eisenbahnhochbrücke mit Schwebefähre

Schön, dass die Stadt so flach und damit bestens zum Radfahren geeignet ist. Mit dem Lastenfahrrad und seinen Büchern an Bord kommt Patrick Goeser problemlos auch auf die andere Stadtseite – wozu gibt es schließlich die Schwebefähre, die im Pendelverkehr über den Nord-Ostsee-Kanal fährt?

Ebenso außergewöhnlich und spektakulär ist die Fahrt mit dem Zug über die Hochbrücke. Mit Blick auf Kanal, Schiffe, Stadt – auch nach Jahren immer noch faszinierend. Hochbrücke und Schwebefähre bilden ein einzigartiges Ensemble – die Stahlkonstruktion ist nicht nur Wahrzeichen von Rendsburg, sondern auch eines der bedeutendsten technischen Denkmale Deutschlands.

Auszeit am Kanal

Patrick Goeser genießt es, hier am Kanal zu sein – gern mit einem Eis in der Hand.  Das Eisstübchen am Kanal hat die perfekte Lage für eine kleine Pause zwischendurch. Zum Ausruhen und Schiffegucken bietet sich auch die längste Bank der Welt ein Stückchen weiter südlich am Kanalufer an.

Übrigens auch ein schöner Platz zum Lesen. Goeser empfiehlt aktuell den Roman „Nebenan“ von Kristine Bilkau, der in Rendsburg und im Dorf Sehestedt am Nord-Ostsee-Kanal spielt - ohne dass die Ortsnamen explizit genannt werden. Für ausgedehnte Touren mit dem Rad sind die Wege links und rechts am Kanalufer bestens geeignet. Mal sehen, wer schneller ist, Schiff oder Radler? Das lässt sich immer wieder ausprobieren, schließlich ist der NOK die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt.

Bei schönem Wetter macht er gerne einen Abstecher an die Obereider.

Heute ist dafür aber keine Zeit; Goeser muss sich beeilen. Gleich startet die beliebte Nachtwächter-Tour. Das Kostüm liegt schon bereit. Auf einem Rundgang zeigt Goeser seinen Gästen die Altstadt. Von der Marienkirche geht die kleine Gruppe zum Neuwerk und zum Alten Rathaus.

Auf Nachtwächtertour

Rendsburg wurde immer wieder von Feuersbrünsten heimgesucht. Daher stammen die meisten der erhaltenen historischen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert wurde das damals dänische Rendsburg zur Garnisonsstadt mit Festungsanlage, Bastionen und Wallanlangen. Im Süden entstand das riesige Viertel  Neuwerk mit Paradeplatz, Arsenal und Kasernen für die Soldaten. Die Soldaten und die Dänen sind längst verschwunden, ihre Bauwerke geblieben. Und wer bleibt, ist auch der geborene Kölner Patrick Goeser „Meine Heimat ist der Norden. Mit Rendsburg habe ich meinen Lieblingsort gefunden“, sagt er. 

Unser Original

Der Rendsburger Nachtwächter Patrick Goeser - bei Tag ist er als Buchhändler auf dem Rad oder in der Buchhandlung anzutreffen und bei Nacht zeigt er allen Interessierten die Besonderheiten der Radregion.