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binn' in der Natur

Drei Radwege rund um Sörup

Auf halber Strecke zwischen Flensburg und Kappeln liegt, im Angelner Hügelland, die Stadt Sörup. Sie ist Ausgangspunkt für drei Routen, die durch das Binnenland von Schleswig Holstein führen. Auf dem Rad erleben Sie die die abwechslungsreiche Region hinter der Ostseeküste.
Ein Radweg führt Sie über zahlreiche Hügel und an Sehenswürdigkeiten, wie dem Landschaftsmuseum Unewatt und der Kleinmosterei in Dollerup, vorbei. Die anderen beiden Radtouren führen Sie über die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. Eine dieser Routen leitet Sie südwestlich an dem Südensee und dem Winderatter See vorbei, während die andere Tour südöstlich an dem Satrupholmer Moor und ebenfalls dem Südensee entlangführt.

In der Nähe von Flensburg besteht seit einigen Jahren ein interessantes Projekt, dessen Besuch sich lohnt.

Bunde Wischen

Bunde Wischen – das sind nicht einfach nur „Bunte Wiesen“, sondern ein einmaliges Projekt, das die Nutzung und Beweidung von Naturschutzflächen mit artgerechter Tierhaltung verbindet. Entstanden sind die „Bunde Wischen“ in den 80er Jahren. Mittlerweile werden fast 50 Gebiete (darunter die Geltinger Birk, Holnis, Schäferhaus, Reesholm und Schwansener See) mit einer Gesamtfläche von 1600 Hektar durch die Bunde Wischen beweidet. Seit 1995 ist Gerd Kämmer, Landwirt, Biologe und Galloway-Züchter, Geschäftsführer der heutigen Genossenschaft Bundewischen eG.

Gerd Kämmer

Wie jeden Tag, macht sich Kämmer auch heute auf den Weg, um nach den Galloways und den Koniks, eine ursprünglich aus Ostpolen stammende Ponyrasse, zu schauen. Sein Fernglas hat er immer dabei, denn oft sind die Tiere mit bloßem Auge schwer zu erkennen. Vor den Infoschildern trifft er auf zwei Frauen, die für heute eine Wanderung durch das Naturschutzgebiet geplant haben. Die beiden hatten sich vor ihrer Tour im Hofladen der Bunde Wischen in ihrer Heimatstadt Schleswig mit Galloway-Wurst und Brot eingedeckt. „Wir möchten unterwegs ein Picknick machen“, erklärt Andrea. Dass die Tiere der Bunde Wischen genau hier zuhause sind, hatten die beiden nicht gewusst. „Was für ein schöner Zufall.“ Kämmer empfiehlt ihnen den Ihlsee als besten Platz für eine Brotzeit, und schon wandern die zwei Urlauberinnen los.

Ihlsee

Vor der Rast am See noch eine kleine Anstrengung: Treppensteigen. Vom Aussichtsturm kann man das etwa 400 Hektar große Gelände, ein ehemaliger Truppenübungsplatz, gut überblicken – und mit dem Fernglas von oben mit etwas Glück einige der Galloways und Koniks entdecken. Auch einen Rothirsch gibt es, aber dazu später. Heute sind keine Tiere in Sicht, aber die vier steinzeitlichen Hügelgräber, die wieder aufgebaut wurden und jetzt die Landschaft prägen, sind allein schon den Aufstieg und den Ausblick wert.

Rast am See

Ran an die Wurst – die Produkte aus dem Hofladen schmecken besonders gut. Das liegt daran, dass die Rinder der Bunde Wischen niemals lebend ein Schlachthaus von innen sehen. Gerd Kämmer schlachtet selbst vor Ort per Kugelschuss. Diese sogenannte Weideschlachtung ist in Deutschland seit 2011 erlaubt. „Ich könnte es nicht ertragen, die Tiere dem Schlachthausstress auszusetzen“, sagt er. Zudem sind die Galloways und Hochlandrinder das ganze Jahr über draußen, bekommen kein Zusatzfutter, und das dunkle Fleisch ist ein Qualitätsmerkmal – die Produkte frei von Nitrat-Pökelsalz. „Guck mal“, ruft Andrea auf einmal ganz aufgeregt ihrer Freundin zu. Am Seeufer hat sie die Ponys entdeckt. Sie stehen da wie gemalt. Die beiden Frauen beenden schnell ihre Brotzeit und wandern in Richtung der Tiere.

Wanderweg

Der Weg hat sich gelohnt, denn nicht nur zwei ausgewachsene Koniks, sondern auch ein Fohlen sind zum See gekommen und ziehen weiter zu einer Wasserstelle. Auch Gerd Kämmer hat die Pferde entdeckt, winkt den Frauen noch einmal zu und folgt den kleinen Ponys, die noch Merkmale von Wildpferden – Zebrastreifen an den Beinen und den Aalstrich auf dem Rücken – haben. An den rund 30 Wasserstellen im Schäferhaus lassen sich die Tiere gut beobachten. Sie sind es auch, die es verhindern, dass die Landschaft verwaldet. Auf den offenen Flächen können dann wieder seltene Pflanzen wachsen und es entsteht ein  Lebensraum für Insekten und Vögel, darunter Neuntöter und Braunkehlchen. Kämmer hält auch Ausschau nach Sven. Das ist kein Kollege, sondern ein Rothirsch, der sich einer Gallowayherde angeschlossen hat und zur Brunftzeit seit einigen Jahren immer wieder zu „seinen“ Rindern zurückkehrt.

Hörnerplatz

Der nächste Stopp für Kämmer, der jetzt mit dem Auto über das weitläufige Gelände fährt, ist der Hörnerplatz. Ein Rastplatz des Ochsenweges. Der Fernwanderweg führt von Wedel nach Flensburg. Wanderer können hier auch auf einem Schlafplatz von „Wildes SH“, der sehr beliebt ist, übernachten. „Ich schaue immer nach, ob alles auch wirklich sauber hinterlassen wurde“, sagt Kämmer. Gerade überlegen er und seine Mitarbeiter von Bunde Wischen, einen zweiten Platz mit einem Schutzdach zum Übernachten anzulegen. Nun geht es aber weiter, denn Kämmer muss noch Zäune überprüfen. Kurz bevor die Tour über die Bunde Wischen beendet ist, sieht er ihn. Mitten in der Rinderherde steht Rothirsch Sven, der heimliche König des Reviers.

binn' ganz schön hügelig

Das Bunde Wischen Naturschutzgebiet mit Sven dem Rothirsch und seinen Rindern ist vor allem im Frühjahr ein wahres Highlight der Mini-Radreiseregiegion Angeln, wenn die Galloway Kälber durch die blühenden Wiesen hüpfen.